Herten-Westerholt. Im Jahr 2011 kann die Gemeinde Herten-Westerholt nunmehr auf eine einhundertjährige Geschichte zurückblicken und darf sich darüber freuen, dass eine Reihe von außergewöhnlichen "Highlights" im Gemeindeleben nach und nach wie Perlen an einer Schnur aufgezogen werden. Gleich zwei davon konnten am heutigen Sonntag dazugefügt werden, ohne dass dies durch ein "Organisationsteam" hätte geplant werden können: Die Gemeinde durfte eine Taufe einer jungen Jugendlichen erleben. Darüber hinaus empfingen Heike und Frank Beran den Segen zur Silberhochzeit.
Gott ist freundlich!
Eduard Nieland, Bezirksvorsteher des Kirchenbezirks Recklinghausen, leitete den Gottesdienst im Beisein fast aller Gemeindevorsteher seines Arbeitsbereiches anhand eines roten Fadens, den er aus einem Psalmwort entwickelte:
"Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!" (Ps34,9)
Dieser sehr bildhaften Beschreibung der Freundlichkeit Gottes durch den Psalmisten ließ Eduard Nieland weitere Bilder und Geschichten folgen, die an jeweils geeigneter Stelle wie ein "Denk mal!" wirkten.
Allen ein "Glück auf!"
Dabei durfte natürlich ein besonderer bergmännischer Bezug in der Predigt nicht fehlen: Frank Beran, noch junger Vorsteher der Gemeinde Herten-Westerholt und bereits viele Jahre im Bergbau tätig, ließ es sich nicht nehmen, zu seinem Hochzeitsjubiläum aus besonderem Traditionsbewusstsein heraus in bergmännischer Festtagstracht zu erscheinen. Dem entsprechend war auch der Fuß des Altars mit bergmännischen Elementen geschmückt.
"Glück auf!" wünschte Eduard Nieland daher allen Anwesenden, und erläuterte sogleich den Urspung dieses Grußes, der entgegen vordergründiger Vermutung nicht direkt mit der Auffahrt der Bergleute aus der Grube in Zusammenhang steht:
Glückauf (alternative Schreibweise Glück Auf; als Ausruf „Glück auf!“) beschreibt als Bergmannsgruß in erster Linie die Hoffnung der Bergleute, „es mögen sich Erzgänge auftun“ (Einkürzung der längeren Grußformel "Ich wünsche Dir Glück, tu einen neuen Gang auf"), denn beim Abbau von Erzen ließ sich ohne Prospektion nur unsicher vorhersagen, ob die Arbeit der Bergleute überhaupt zu einem Lohn führen würde. Erst in zweiter Linie wird mit diesem Gruß der Wunsch für ein gesundes Ausfahren aus dem Bergwerk nach der Schicht verbunden.
Diesem Gruß entsprechend wurde der versammelten Gemeinde ebenfalls gewünscht, dass sich Glück im Leben auftun und jede gut getane Arbeit ihren Lohn finden möge.
Heilige Wassertaufe
Nach der Predigt, die mit einigen Gedanken von Jörg Jendral, Vorgänger von Frank Beran als Gemeindevorsteher, angereichert wurde, durfte die Gemeinde die sakramentale Handlung der Heiligen Wassertaufe erleben. Schon seit einiger Zeit hatte Alina, trotz bereits vollendeter vierzehn Lebensjahre bislang nicht getauft, das Bedürfnis, dieses Sakrament zu empfangen.
Um Alina die Zuwendung Gottes gerade zu den nicht immer im Mittelpunkt Stehenden zu verdeutlichen, erzählte Eduard Nieland eine kleine Geschichte, die unkommentiert für sich stehen kann:
Der Junge und der kleine Hund
Ein kleiner Junge, der seit geraumer Zeit den Wunsch hatte, einen kleinen Hund zu besitzen, kam eines Tages an dem Grundstück eines Tierhändlers vorbei und sah das Schild "Hunde zu verkaufen".
Da der Ladenbesitzer gerade an der Tür stand, fragte er ihn nach dem Preis für einen jungen Hund. Der kleine Junge griff dabei in seine Hosentasche und zog einige Münzen heraus, um nachzuzählen, wie viel Geld er überhaupt zur Verfügung hatte. Obwohl es nur eine Handvoll an Kleingeld war, bat er den Händler trotzdem darum, sich die Tiere ansehen zu dürfen.
Der Ladenbesitzer lächelte und pfiff nach seiner Hündin. Fünf kleine Hundebabys stolperten hinter ihr her. Eines von ihnen war dabei deutlich langsamer als die anderen und humpelte auffällig.
"Was hat denn der Kleine da hinten?" fragte der Junge. Der Ladenbesitzer erklärte ihm, dass der Welpe einen Geburtsfehler hat und nie richtig laufen würde.
"Den möchte ich kaufen!" sagte der Junge. "Also den würde ich nicht nehmen, der wird nie ganz gesund.", antwortete der Mann. "Aber wenn du ihn unbedingt willst, schenke ich ihn dir."
Da wurde der kleine Junge wütend. Er blickte dem Mann direkt in die Augen und sagte: "Ich möchte ihn nicht geschenkt haben. Dieser kleine Hund ist jeden Cent wert, genau so wie die anderen auch.
Ich gebe ihnen mein ganzes Geld und werde ihnen jede Woche so lange mein Taschengeld bringen, bis er abbezahlt ist."
Der Mann entgegnete nur: "Ich würde ihn wirklich nicht kaufen - er wird niemals in der Lage sein, mit dir zu toben wie die anderen."
Da hob der Junge sein Hosenbein und sichtbar wurde eine Metallschiene, die sein verkrüppeltes Bein stützte. Liebevoll auf den Hund blickend sagte er: "Ach, ich renne selbst auch nicht gut und dieser kleine Hund wird jemanden brauchen, der ihn versteht!"
Der Mann biss sich auf die Unterlippe. Tränen stiegen in seine Augen, er lächelte und sagte: "Mein Junge, ich hoffe und bete, dass jedes einzelne dieser Hundebabys einen Besitzer wie dich haben wird."
Ein Verkehrsunfall und seine Folgen
Auch dem Silberhochzeitspaar, das nach der Feier des Heiligen Abendmahls den Segen zum Hochzeitsjubiläum empfing, schrieb der Bezirksälteste eine kleine Geschichte von David Holwick in das Lebenstagebuch:
Bei einem Verkehrsunfall stießen zwei Autos zusammen. Es wurde niemand verletzt, aber es entstand doch erheblicher Sachschaden.
Die Unfallverursacherin war am Boden zerstört: Das Auto war funkelnagelneu, gerade erst zwei Tage alt und gehörte ihrem Ehemann. Was würde er nur dazu sagen?
Um die Fahrzeugdaten mit dem geschädigten Unfallgegner auszutauschen, holte sie die Papiere aus dem Handschuhfach. Dabei fiel ein Zettel heraus, auf dem mit männlicher Handschrift geschrieben stand:
"Im Falle eines Unfalls - denk daran, mein Schatz: Ich liebe dich und nicht das Auto!"
Der tiefste Schacht
Einen weiteren Bogen zwischen Bergbau und Gottes Wirken schlug Eduard Nieland schließlich, indem er dem Silberhochzeitspaar Verse aus dem alten Bergarbeiterlied "Der tiefste Schacht" vorlas:
Der tiefste Schacht ist Gottes Wort,
und Liebe heißt sein Erz.
Es wird gewonnen fort und fort
in Freude und in Schmerz.
Der Glaube ist das Grubenlicht,
mit dem wir fahren ein.
Es leuchtet uns zu jeder Schicht
mit seinem hellen Schein.
Musikalische Höhepunkte
Neben den beiden Handlungen war der Gottesdienst angereichert mit musikalischen Höhepunkten besonderer Art. Neben perfekt vorgetragener Chormusik waren besonders die Soli mit Klavier und Cello, Querflöte und Solosopran zu nennen.
Klavierbegleitung und Orgelsoli wurden vorgetragen von Harald Jüngst.
Harald Jüngst wurde 1964 in Siegen geboren und studierte an der Musikhochschule und Universität Köln. Sein A-Examen bestand er im Studiengang Kirchenmusik mit den Hauptfächern Chorleitung und Orgel, das Fach Orgel weiterhin mit dem Abschluss Konzertexamen.
Das Staatsexamen für das höhere Lehramt legte Harald Jüngst ab in den Fächern Musik, Kath. Theologie und Pädagogik. Bereits während seiner Studienzeit übernahm Harald Jüngst die Leitung mehrerer leistungsorientierter und großer Chöre in Südwestfalen
und im Rheinland. 1994 erfolgte die Ernennung zum Musikdirektor FDB (Fachverband Deutscher Berufschorleiter), 1999 die Berufung in den Musikausschuss des Sängerbundes NRW (jetzt:Deutscher Chorverband)
2008 wurde er in den Vorstand des Fachverbandes Deutscher Berufschorleiter gewählt. 2010 übernahm Harald Jüngst die Leitung des Ruhrkohle-Chores - wo sich der Kreis zur Verbindung zu Frank Beran schließt.
Nachhaltig beeindruckte insbesondere die von ihm im Anschluss an den Silberhochzeitssegen vorgetragene Orgelimprovisation, die in kongenialer Verknüpfung traditionelle Bergmannslieder mit geistlichen Chorälen ineinander verwob, so etwa "Das Steigerlied" mit "Großer Gott, wir loben dich."
Ausklang
Nach dem ereignisreichen Gottesdienst hatte die Gemeinde noch ausgiebig Gelegenheit, bei einem Imbiss, zu dem Heike und Frank Beran einluden, zu verweilen und Gemeinschaft zu pflegen.
Allen an diesem Sonntag besonders Gesegneten sei auch an dieser Stelle alles erdenklich Gute für die Zukunft gewünscht.
Datenschutzeinstellungen
Mit Hilfe einiger zusätzlicher Dienste können wir mehr Funktionen (z.B. YouTube-Video-Vorschau) anbieten. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.
Datenschutzeinstellungen
Diese Internetseite verwendet notwendige Cookies, um die ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen. Jeder Nutzer entscheidet selbst, welche zusätzlichen Dienste genutzt werden sollen. Die Zustimmung kann jederzeit zurückgezogen werden.
Einstellungen
Nachfolgend lassen sich Dienste anpassen, die auf dieser Website angeboten werden. Jeder Dienst kann nach eigenem Ermessen aktiviert oder deaktiviert werden. Mehr Informationen finden sich in der Datenschutzerklärung.