Seit Jahrhunderten – genauer: Seit 1618 – ist der Aprilscherz, der Brauch, seine Mit –und Nebenmenschen durch verfälschte oder erfundene Geschichten oder Informationen hereinzulegen, in unseren Breitengraden bekannt und wird Jahr für Jahr mit gewisser Finesse kultiviert. Auch auf der hiesigen Webseite wurde dieser Sitte in den zurückliegenden Jahren durch mehr oder weniger launige Berichte Rechnung getragen. Dies blieb nicht immer ohne Kritik, so dass das Redaktionsteam sich veranlasst sah, die alljährliche Praxis eingehend zu hinterfragen. Die kirchliche Pressestelle stand für die im e-Mail-Verkehr ausgetauschten Fragen und Antworten geduldig zur Verfügung. Die Diskussion geben wir hier gern im Wortlaut wieder.
Frage:
Seit Jahrzehnten - ja man kann sagen: seit Jahrhunderten – wird in Deutschland der 1. April dazu genutzt, sein Umfeld möglichst geschickt auf den Arm zu nehmen. Spielt dieser Brauch neben seiner im Alltag angesiedelten Spielwiese auch im kirchlichen Leben eine Bedeutung?
Antwort:
Wir wissen es nicht, aber es gibt schöne Hinweise.
Es ist zwar nun so, dass diese Frage sicherlich nie im Fokus besonderer Beobachtungen oder Untersuchungen stand. Tatsache ist aber, dass zumindest in der Zeit, in der Meinungsbildung und Informationsvermittlung auch im kirchlichen Bereich den Sprung vom Printmedium in die virtuelle Welt gefunden hat, doch regelmäßig festzustellen ist, dass der 1. April für den einen oder anderen durchaus auch einmal gelungenen Scherz genutzt wurde. Und - seien wir ehrlich - wenn es nett gemacht ist, wird`s doch auch gerne gelesen. "Auf den Arm genommen werden" stellt hier sicherlich so etwas wie ein erstes Näheverhältnis zum Leser dar.
Frage:
Wie positioniert sich die Kirche zu solchen Phänomenen?
Antwort:
Nun, es ist natürlich nicht ganz so einfach, hierauf pauschal zu antworten. Auf der einen Seite ist Kirche ihrem Selbstverständnis nach natürlich der Wahrheit verpflichtet, so wie dies ja auch Ausfluss des achten Gebotes ist. Dann Berichte veröffentlichen zu lassen, die zumindest im Nachhinein gerade nicht diesem Anspruch genügen, ja bereits dem Grunde nach nie genügen können, ist – dies sei kurz vor Ostern bildhaft eingeworfen – sicherlich ein Eiertanz um das goldene Kalb der Kurzweil, um es einmal so zu sagen.
Frage:
Gab es schon einmal kirchlicherseits Überlegungen, hier vorsichtig zu intervenieren?
Antwort:
Sicherlich ist darüber schon intern beraten worden, aber wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine dadurch offen an den Tag gelegte Humorarmut sicher das größere Übel gegenüber etwa einer Restriktion wäre. Zudem brachte es vor einiger Zeit ein Apostel in Ruhe mit einer Bemerkung auf den Punkt: „Lasst sie doch mit ihren Aprilscherzen. Wir haben uns immer vom Karnevalstreiben absentiert. Der Aprilscherz ist unsere retrospektive Leuchtrakete in die humorbefreite Dunkelheit der postkarnevalistischen Zeit.“
Frage:
Der Satz klingt zu gut, um ihn verstehen zu müssen. Gab es in der zurückliegenden Zeit denn auch Kritik aus dem Kreis unserer Mitglieder?
Antwort:
Ja, die gab es durchaus. Im Großen und Ganzen lässt sich diese in zwei Gruppen teilen: Die eine Gruppe störte sich grundsätzlich an dem Einbruch humordurchtränkten Geistes in kirchliche Verlautbarungsplattformen. Die andere störte sich daran, die entsprechenden Berichte zu lange für wahr gehalten zu haben.
Frage:
Gibt es hierauf Reaktionen seitens der Kirche?
Antwort:
Ja. Wir haben uns erlaubt, anlässlich einer größeren kirchlichen Veranstaltung mit repräsentativem Teilnehmerquerschnitt eine Umfrage zu starten, die entsprechend ausgewertet worden ist. Auf die Frage „Finden Sie Aprilscherze lustig?“ (siehe Grafik) war die Antwort im Schnitt doch sehr eindeutig. Demgemäß ist zu konnotieren, dass innerhalb der Kirche nicht nur die Lage ernst ist, sondern auch der Wunsch nach entsprechender Stimmung nach dem 31. März und vor dem 2. April.
Frage:
Das klingt ein wenig so, als hätten wir demnächst nichts mehr zu lachen.
Antwort:
Das würde ich jetzt nicht so schwarz sehen wollen. Wenn wir noch einmal auf die Grafik schauen, wird doch deutlich, dass zumindest ein Prozent oder anders gesagt eins von hundert mit einem lachenden Auge weint. Da sind wir doch schnell bei dem pastoralen Grundbild des einen Schafes, das der Mühe wert ist. Ohnehin hat sich in letzter Zeit ein etwas anderer Trend unbemerkt auf den Weg gemacht.
Frage:
Und der wäre…?
Antwort:
Der Trend geht dahin, dem Aprilscherz gewissermaßen eine Tarnkappe überzuziehen und ihn dem starren Korsett des Kalenders zu entreißen.
Frage:
Und das bedeutet konkret…?
Antwort:
Hier und da neigen die Redaktionen dazu, die sonst pointiert und exklusiv für den 1. April vorgesehenen „Meldungen“ über das Jahr zu verteilen und den Leser nicht mehr in den April, sondern z. B. auch in den Januar oder Juni oder September zu schicken.
Frage:
Das sollen wir jetzt so ohne weiteres glauben?
Antwort:
Darauf möchte ich in doppelter Hinsicht antworten – einmal abstrakt, einmal konkret. Die abstrakte Antwort lautet, angelehnt an den alten Liederdichter Bob Elton: „The answer, my friend, is just a candle in the wind.“
Frage:
Und konkret…?
Antwort:
Nun, schauen Sie sich doch einmal in Ruhe die Meldungen der letzten Monate an. Pfingsten 2010 in Kapstadt unter dem Motto "One spirit - one goal" muss doch als Metapher für die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika gesehen werden. Wobei ich meine, dass es auch mehr sein darf als nur ein Tor. Oder die Meldung, dass Nordrhein-Westfalen ab 2011 die Gebietskirche Niederlande mit betreuen wird. Gelungen, kann man da nur sagen.
Frage:
Kommen wir zur letzten Frage. Gibt es für Sie im kirchlichen Bereich eigentlich so etwas wie den Aprilscherz schlechthin?
Antwort:
Die Antwort darauf kann natürlich nur subjektiv eingefärbt sein. Aber denke ich etwa sechzig Jahre zurück, so muss ich sagen: Die damalige Nachricht hat gesessen und sich hinsichtlich ihrer Auswirkungen eigenwillig, eigenartig und eigendynamisch entwickelt. Ich möchte dazu aber nicht weiter ins Detail gehen.
Herzlichen Dank für die Antworten!
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